Betriebliches Eingliederungsmanagement in KMU

Betriebliches Eingliederungsmanagement in Klein- und Mittelbetrieben – ein Instrument mit Hebelwirkung. Ein wirksames BEM zielt darauf ab die Belastungen für die betroffene Person zu mindern, damit diese schneller in den Arbeitsprozess reintegriert werden kann. Konkrete Maßnahmen des BEM können z.B. eine Wiedereingliederungsteilzeit, Arbeitsplatzanpassungen oder Qualifizierungsmaßnahmen sein.

Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft bezeichnet Klein- und Mittelunternehmen (KMU) als Rückgrat unserer Gesellschaft. Zurecht, denn 99,6 Prozent aller Unternehmen in Österreich zählten im Jahr 2021 weniger als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beachtliche 87 Prozent sind Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten. Aktuelle Entwicklungen stellen alle Betriebe vor große Herausforderungen. In Zeiten des Fachkräftemangels und steigender Belastungen für Unternehmen, ist Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) ein Instrument mit großer Wirkung.

Aufgrund der demografischen Entwicklung in unserer Gesellschaft, steigt auch der Anteil der über 50-jährigen Beschäftigten kontinuierlich an. Ab einem Alter von 45 Jahren nehmen chronische Erkrankungen zu. Gleichzeitig sind in der zunehmend digitalisierten und schnelllebigen Arbeitswelt viele Personen von arbeitsplatzbezogenen Belastungen betroffen. Der Fehlzeitenreport 2022 zeigte, dass die Zahl der psychisch bedingten Krankenstände seit 2018 einen starken Anstieg aufweist. Das Phänomen der dauernden Überlastung quer durch alle Branchen ist erkennbar: zu viel Arbeit, zu wenig Fachkräfte oder innerbetrieblich Probleme mit dem Arbeitspensum. Die Folge können Langzeitkrankenstände sein. Diese zu vermeiden oder Betroffene wiedereinzugliedern, ist das Hauptaugenmerk des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).

Da in vielen kleinen und mittleren Betrieben das Wissen über die Möglichkeiten des BEM fehlt, können diese das Betriebliche Eingliederungsmanagement oft nicht selbst umsetzen. Doch es gibt mittlerweile zahlreiche Unterstützungsangebote für BEM, die eine Rückkehr an den Arbeitsplatz erleichtern oder die Arbeitsfähigkeit unterstützen. Oft las­sen sich da­mit krank­heits­be­ding­te Kün­di­gungen ver­mei­den, Fehl­zei­ten re­du­zieren und Fach­kräf­te im Un­ter­neh­men hal­ten. Ein wirksames BEM zielt darauf ab die Belastungen für die betroffene Person zu mindern, damit diese schneller in den Arbeitsprozess reintegriert werden kann. Konkrete Maßnahmen des BEM können z.B. eine Wiedereingliederungsteilzeit, Arbeitsplatzanpassungen oder Qualifizierungsmaßnahmen sein.

Ein Bericht aus der Praxis

In einer Sozialeinrichtung in Niederösterreich kam es in der Vergangenheit immer wieder zu längeren Krankenständen. Auch die überdurchschnittlich hohe Krankenstandsquote gab Anlass dazu, die fit2work-Betriebsberatung in Anspruch zu nehmen. Auffällig war, dass speziell die Krankenstände aufgrund psychischer Belastungen zunahmen.

Mit Hilfe des fit2work-Betriebsberaters wurde ein entsprechendes Analysedesign konzipiert. Als erster Schritt fand eine kurze Online-Befragung mittels „Work-Ability Index“ statt, einem wissenschaftlich validierten Fragebogen zur Messung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit. Die Ergebnisse bestätigten den Eindruck der Leitungen und zeigten die Notwendigkeit und Dringlichkeit von entsprechenden Maßnahmen auf. Die Fähigkeit der Belegschaft, die Arbeitsanforderungen zu bewältigen, lag nur im mäßigen Bereich. Um konkrete Verbesserungsmaßnahmen ableiten zu können, wurden Workshops mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt.

Auf diese Weise konnten einige Stellhebel für Verbesserungen identifiziert und, in Abstimmung mit der internen Steuerungsgruppe des Betriebs, in konkrete Maßnahmen übersetzt werden. So führten zum Beispiel Veränderungen in der Unternehmensstruktur zu Unsicherheit in der Belegschaft. Über eine gezielte Reflexion bei den Teambesprechungen konnten hier Sorgen und Ängste angesprochen und geklärt werden. Eine weitere Maßnahme war künftig jährliche Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Gespräche zu führen, um individuell Belastungs- und Problemlagen zu erheben und Lösungen finden zu können.

Um belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen, ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder nach längerem Krankenstand wiederzuerlangen, etablierte man Strukturen und einen Prozess für die Wiedereingliederung von Einzelpersonen – das Betriebliche Eingliederungsmanagement. Zwei Vertrauenspersonen (fit2work-Beauftragte) wurden von fit2work ausgebildet, sie stehen künftig allen Betroffenen ab einer Arbeitsunfähigkeit von vier Wochen für ein vertrauliches Gespräch zur Verfügung. Das Ziel der Gespräche ist innerbetriebliche und individuelle Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln und/oder die Person an entsprechende externe Institutionen und Beratungsstellen zu verweisen, wenn eine innerbetriebliche Unterstützung nicht möglich ist. Mit Zustimmung der betroffenen Person werden die Informationen intern an das Wiedereingliederungsteam, bestehend aus Geschäftsführung, Betriebsrätinnen und -räten sowie relevanten Führungskräften, weitergegeben und die Umsetzung von Unterstützungsmaßnahmen festgelegt.

Während der Beratung kam es bereits zu zwei Eingliederungsfällen aufgrund psychischer Belastungssituationen. In beiden Fällen nahmen die fit2work-Beauftragten mit den Betroffenen Kontakt auf. Die fit2work-Beauftragte stellte Kontakt mit der fit2work-Personenberatung her. Wesentliche Maßnahmen waren ambulante Rehabilitation mit anschließender Wiedereingliederungsteilzeit und dauerhafter Stundenreduktion, sowie im zweiten Fall ebenfalls eine Wiedereingliederungsteilzeit. Diese Maßnahmen ermöglichten beiden Mitarbeitenden den Verbleib im Unternehmen. Weiterhin besteht ein Kontakt mit der fit2work-Beauftragten im Unternehmen, um möglichst früh reagieren zu können, sollten sich erneut Belastungszeichen ergeben.

Unterstützung für Betriebe und Angestellte mit fit2work – österreichweit & kostenlos

Wie das Praxisbeispiel zeigt, lebt Betriebliches Eingliederungsmanagement von der Bereitschaft des Unternehmens sowohl auf Ebene der betrieblichen Rahmenbedingungen, als auch auf Einzelpersonen-Ebene, Strukturen zur Unterstützung zu etablieren. Betriebliches Eingliederungsmanagement hat den Effekt die Arbeitsfähigkeit zu erhalten, Fehlzeiten zu reduzieren und krank­heits­be­ding­te Kün­di­gungen zu vermeiden.

Nähere Informationen finden Sie unter www.fit2work.at oder unter der Hotline 0800 500 118

 

fit2work

Mag.a Martha Scholz-Resch | Projektleitung fit2work, Betriebsberatung

Christian Hintermayer, MA | Teamleitung fit2work, Betriebsberatung Ost