BGF für Mitarbeiter:innen mit Beeinträchtigung

Gesundheit inklusiv: Betriebliche Gesundheitsförderung für Mitarbeiter:innen mit Beeinträchtigung. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen stellen sich für Menschen mit Beeinträchtigung anders dar, als für Menschen ohne Beeinträchtigung, auch wenn sie sich objektiv nicht unterscheiden. Diese Personengruppe ist im Allgemeinen weniger gesund, häufiger chronisch krank und leidet öfter unter Begleiterkrankungen sowie komplizierteren Krankheitsverläufen. Aufgrund spezifischer Rahmenbedingungen sehen sich Menschen mit Beeinträchtigung häufig mit gesundheitlicher Ungleichheit konfrontiert. Für sie bestehen zudem vielfach Zugangsbarrieren zu Aktivitäten und Methoden der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). Ein inklusives BGF-Projekt zeigt, wie partizipative BGF gelingen kann.

Schritte zur integrativen Betrieblichen Gesundheitsförderung

BGF wird bei Menschen mit besonderen Bedürfnissen nicht richtig ausgeschöpft, da der übliche BGF-Prozess nur bedingt für diese Zielgruppe anwendbar ist. Im Projekt „Gesundheit inklusiv“ wurden zwischen 2018 und 2020 die bisherigen BGF-Prozessabläufe überprüft, erweitert und die Methoden, Instrumente und Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung angepasst. Dies ermöglichte, dass sowohl Mitarbeitende mit kognitiver und / oder körperlicher Beeinträchtigung wie auch Beschäftigte ohne Beeinträchtigung im Prozess der BGF auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. 

Neben der durchgehend partizipativen Arbeitsweise und der Einbeziehung der Sichtweise aller Betroffenen, lag ein weiterer Schwerpunkt im Projekt auf den besonderen Anforderungen und Kommunikationsbedürfnissen von Menschen mit Beeinträchtigung. So kamen beispielsweise ein niederschwelliger Fragebogen in leichter Sprache und ein Beobachtungsbogen zum Einsatz.

Um einen gemeinsamen, partizipativen BGF-Prozess für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zu ermöglichen, bedurfte es zudem einer Sensibilisierung der Menschen mit Beeinträchtigung in Bezug auf den Gesundheitsbegriff sowie einer Sensibilisierung aller Personengruppen hinsichtlich der „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“.

Die Erprobung der entwickelten bzw. an die Zielgruppe angepassten Instrumente und Methoden erfolgte im Rahmen inklusiver BGF-Prozesse am Kompetenznetzwerk KI-I und in drei Werkstätten des Diakoniewerkes.

Lernerfahrungen

Zu den zentralen Lernerfahrungen des Projekts zählt, dass sich die in den BGF-Prozess implementierte Sensibilisierungsphase als sehr förderlich für die inklusiven BGF-Prozesse erwiesen hat. Für eine partizipative Arbeitsweise ist zum einen die intensive Zusammenarbeit, Rücksprache und Reflexion mit der Zielgruppe unumgänglich. Zum anderen ist es wichtig, alle Dokumente, Präsentationen und Medien bestmöglich an die Bedürfnisse der Menschen mit Beeinträchtigungen anzupassen, z.B. durch die Verwendung von leichter Sprache. Daraus ist ein erhöhter Bedarf an zeitlichen Ressourcen abzuleiten, wie z.B. für die Aufbereitung der Unterlagen, Medien und Materialien sowie für die Durchführung von Besprechungen und Präsentationen oder für die Moderationsvorbereitung.

Praxisbezogener Leitfaden 

Die Ergebnisse wurden in einem Leitfaden in leichter Sprache zusammengefasst. Dieser steht in Form eines barrierefreien FGÖ-Wissensbandes frei zur Verfügung. Auf der Webseite zum Projekt können zusätzlich vielfältige Materialien bezogen werden, wie z.B. Checklisten für Mitarbeitende mit hohem Unterstützungsbedarf, Video zum Thema Gesundheit, Spielmaterialien wie zum Determinanten-Modell. Damit soll gewährleistet werden, dass inklusive BGF auch in anderen Einrichtungen mit Beschäftigten mit kognitiver oder körperlicher Beeinträchtigung durchgeführt werden kann.

Insgesamt sind die Ergebnisse des innovativen Projekts wegweisend für die weitere Qualitätsentwicklung in der BGF und stellen einen erfolgsversprechenden Beitrag zu mehr gesundheitlicher Chancengerechtigkeit für Mitarbeitende mit Beeinträchtigung dar.

Zum Projekt

Projektträger war das Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen (KI-I). Die Umsetzung erfolgte in vier Pilotbetrieben: Am KI-I, einem inklusiven Betrieb, wo Menschen mit Behinderung am 1. Arbeitsmarkt arbeiten sowie in drei Werkstätten des Diakoniewerkes Oberösterreich. Alle beteiligten Betriebe des Projekts wurden 2021 vom Österreichischen Netzwerk BGF mit dem BGF-Gütesiegel ausgezeichnet. Das Projekt wurde unterstützt durch den Fonds Gesundes Österreich, das Österreichisches Netzwerk BGF, die Österreichische Gesundheitskasse, das Gesundheitsland Oberösterreich, das Sozialland Oberösterreich und Arbeiterkammer Oberösterreich.

© KI-I.

Weitere Informationen 

Projekthomepage: https://www.ki-i.at/projekte/projekt-detail/gesundheit-inklusiv

FGÖ-Wissensband: https://fgoe.org/sites/fgoe.org/files/2021-10/WB_20_gesundheit_inklusiv_bfrei.pdf

 

Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen

Mag.a Karina Lattner | Bereichsleitung Sozialwissenschaftliche Praxisforschung, Projektleitung Leichte Sprache & Visualisierungen | karina.lattner@ki-i.at

Fonds Gesundes Österreich

Dr. Gert Lang | Gesundheitsreferent | gert.lang@goeg.at