Gesundheit hat ein Geschlecht

Gesundheit hat ein Geschlecht – Arbeitsfähigkeit und Krankenstand auch. Erwerbstätigkeit begleitet uns über eine lange Lebensspanne. Dabei wird ersichtlich, dass die Lebensabschnitte und damit verbundenen Entscheidungen mit dem Geschlecht in Verbindung stehen. Innerhalb des letzten Jahrzehnts kam es zu einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der Frauen. Der Anstieg ist insbesondere auf Teilzeitarbeit zurückzuführen, welche sich als Arbeitszeitform von Frauen etablierte. Damit verbunden sind häufig Vereinbarkeitsthemen, geringere Aufstiegschancen und Erwerbsverläufe im Niedriglohnsektor. Die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit hat dabei für Frauen viele Dimensionen.

Nicht nur biologische und genetische Unterschiede zwischen Männern und Frauen beeinflussen die ungleichen Gesundheitschancen und -risiken, sondern vielmehr auch ungleiche Verhältnisse und Verhalten. Frauen haben eine längere Lebenserwartung, verbringen jedoch mehr Jahre in schlechterer Gesundheit. Chronische und psychische Erkrankungen weisen einen höheren Frauenanteil auf. Männer bewerten ihre Gesundheit in Befragungen grundsätzlich als gut und fühlen sich zudem gesünder als Frauen. Frauen gehen häufiger krank zur Arbeit und können grundsätzlich nach der Arbeit schlechter abschalten. Fakten rund um geschlechtsspezifische Unterschiede im Bereich Gesundheit lassen sich endlos weiterführen und sind Gegenstand zahlreicher Studien.

Der aktuelle Fehlzeitenreport 2022 des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) belegt den geschlechtsspezifischen Unterschied rund um Arbeitsfähigkeit mit Daten: Betrachtet man die Anzahl der Tage im Krankenstand, so fällt auf, dass Frauen mehr Krankenstandstage aufweisen als Männer. Lag die Krankenstandsquote der Männer in den 80er Jahren noch um 25% höher als jene der Frauen, so hat sich dieses Verhältnis mittlerweile umgekehrt. Im Jahr 2021 verzeichneten Frauen mit 13 Tagen im Durchschnitt 9,5% mehr Krankenstandstage als Männer mit 11,8 Tagen, wobei der Unterschied einen zunehmenden Trend aufweist. In erster Linie ist dies auf eine höhere Erwerbsquote der Frauen, vor allem bei über 50-Jährigen zurückzuführen, aber auch aufgrund des hohen Frauenanteils in Branchen mit überdurchschnittlichen Krankenstandsquoten. Dazu zählen zum Beispiel insbesondere das Gesundheits- und Sozialwesen, die öffentliche Verwaltung oder der Handel. In Österreich ist die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt stark verankert. Frauen sind hier durch ‚typische‘ Berufsgruppen schweren körperlichen Arbeitsbedingungen (z.B. Pflegekräfte, Reinigungspersonal), aber auch psychosozialen Belastungen zunehmend ausgesetzt (z.B.  Pädagogische und Sozialberufe).

Was können Betriebe und Betroffene tun?

Arbeits-, Lebenswelten und Gesundheit stehen in einem direkten Zusammenhang. Eine gender- bzw. geschlechtsspezifische Beurteilung von Arbeitsbedingungen ist notwendig. Unterstützung erhalten Personen und Betriebe dabei mit fit2work. Das österreichweit kostenlose Beratungsprogramm hilft Menschen, um bei gesundheitlichen Problemen wieder arbeitsfähig zu werden oder zu bleiben und unterstützt Betriebe beim Aufbau eines betrieblichen Eingliederungsmanagements. Mitarbeiter*innen verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit bei ihrer Arbeit. Nur wenn alle Beteiligten auf die Gesundheit schauen, machen sich Erfolge bemerkbar. Eine geschlechtssensible Betrachtung im betrieblichen Gesundheitsmanagement führt zu einer gesundheitlichen Gleichheit.

Es gibt mittlerweile zahlreiche Unterstützungsangebote die im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements eine Rückkehr an den Arbeitsplatz erleichtern oder die Gesundheit unterstützen (z.B. Wiedereingliederungsteilzeit). Nach längeren physischen oder psychischen Erkrankungen können tragfähige Lösungen im Betrieb implementiert werden, Krankheit mündet dadurch nicht in Arbeitslosigkeit. Ein erster Schritt ist die Implementierung des Betrieblichen Eingliederungsmanagements mit der systematischen Erfassung von Fehlzeiten und deren Ursachen, Benennung und Qualifizierung von Ansprechpersonen im Betrieb und der erfolgreiche Aufbau eines Fehlzeitenmanagements. Diese sollen den Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verhindern oder helfen, bereits Erkrankte wieder gut einzugliedern.

 

 

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Mag.a Martha Scholz-Resch | Soziologin | Projektleitung fit2work Oberösterreich, Steiermark und Kärnten | martha.scholz-resch@fit2work.at | Hotline 0800 500 118 | www.fit2work.at