Wiedereingliederung bei Suchtproblematik

Suchtprobleme am Arbeitsplatz und die Wiedereingliederung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach einer Behandlung stellen für Betriebe eine besondere Herausforderung dar. Hier ist es äußerst hilfreich, wenn ein gut organisiertes Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) zum Tragen kommt. Die fit2work-Betriebsberatung unterstützt dabei kostenlos.

Das Thema Sucht unterliegt oft einem starken Tabu und der Stigmatisierung der Betroffenen. Negative Auswirkungen auf Arbeitsleistung, Sicherheit und Betriebsklima werden oft erst zu spät angesprochen. Dabei kann der Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen zu Arbeitsunfällen, Krankenständen und auch zu dauerhafter Arbeitsunfähigkeit führen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von Suchtproblematiken betroffen sind, genesen nicht innerhalb kurzer Zeit, sondern fallen für längere Zeit aus. Ein gut organisiertes Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) kann hier für alle Beteiligten Abhilfe schaffen.

fit2work und BEM

Der Auf- oder Ausbau eines BEM ist das Kernstück der fit2work-Betriebsberatung, wenngleich jede Beratung individuell auf die Anforderungen des Betriebes angepasst wird. Der wichtigste Baustein eines BEM ist das Festlegen von Prozessen gemeinsam mit dem Betrieb, wie bei längeren Krankenständen vorgegangen wird, zum Beispiel durch die Schaffung der Position einer oder eines fit2work-Beauftragten. Für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich bereits in einem Langzeitkrankenstand befinden, könnten Rückkehrgespräche geführt und anhand der Ergebnisse konkrete Maßnahmen getroffen werden, wie beispielsweise eine Wiedereingliederungsteilzeit (WIETZ), Anpassung der Arbeitszeit, -tätigkeit oder des Arbeitsplatzes. Die Analyse der Arbeitsfähigkeit aller Mitarbeitenden im Betrieb ist ein weiterer zentraler Punkt in der Umsetzung der fit2work-Betriebsberatung. Weiters könnte durch die Etablierung eines Fehlzeitenmonitorings künftig präventiv gehandelt werden. Für die Einzelpersonen kann darüber hinaus auch die fit2work-Personenberatung sehr hilfreich sein, da sie als Informationsdrehscheibe fungiert, wo u.a. auch zu Themen wie Umschulungen, Weiterbildung oder berufliche Rehabilitation informiert wird und ein gezieltes Case Management aufgesetzt werden kann.  

Im Folgenden einige Überlegungen, wie das BEM hinsichtlich Sucht optimal eingesetzt werden kann:

„Frühwarnsystem“ Fehlzeitenmonitoring

Das Fehlzeitenmonitoring ist ein digitales Tool, das Betriebe unterstützt, die Fehlzeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter systematisch zu überblicken, zu analysieren und etwaige Muster bei den Krankenständen zu besprechen. Belastungen von suchtgefährdeten Personen können damit sichtbar werden, um sodann präventiv zu handeln: dazu zählen vertrauliche Gespräche mit der/dem fit2work-Beauftragten anzubieten und den Kontakt der fit2work-Personenberatung weiterzuempfehlen.

fit2work-Beauftragte/r

Der oder dem fit2work-Beauftragten kommt vor allem im Umgang bei Suchtproblematiken eine bedeutende Rolle zu. Diese Vertrauensperson aus der Belegschaft ist für die Früherkennung von Belastungen und der Begleitung von Wiedereingliederung nach längeren Krankenständen zuständig. Schulungen und Sensibilisierung erfolgen durch fit2work. Im Idealfall wenden sich Betroffene im Vertrauen an den oder die fit2work-Beauftragte/n. Vor allem hinsichtlich Suchtproblematiken könnte hier die Hemmschwelle für ein offenes Gespräch bei den Betroffenen niedriger sein.

Wiedereingliederungsteilzeit

Für Menschen mit Suchterkrankungen ist Stress oft ein Auslöser. Mit einer Arbeitszeitreduktion und möglicherweise flexiblen Arbeitszeiten innerhalb der WIETZ könnte man diesen Stress abfedern und somit Rückfälle vermeiden. Im Folgenden zwei praktische Beispiele zum Thema Alkoholismus.

Best Practice-Beispiele:

Der Projektleiter Herr U. litt an Alkoholsucht. Es folgte ein Langzeitkrankenstand, in dem ein Entzug und anschließend eine REHA stattfanden. Die BEM-Beauftragte des Unternehmens nahm die WIETZ von Herrn U. zum Anlass, mit ihm gemeinsam diejenigen Situationen zu analysieren, die in seinem Arbeitsalltags das Bedürfnis nach Alkohol förderten. Als Ergebnis wurde Herrn U. ein zweiter Projektleiter zur Seite gestellt, der ihn in herausfordernden Arbeitssituationen unterstützte und mit dem Mitarbeiter gemeinsam Entscheidungen traf. Am Ende der WIETZ konnte Herr U. wieder die volle Verantwortung übernehmen.
Ein anderes Unternehmen ermöglichte einer Mitarbeiterin während der WIETZ wöchentlich das Treffen der Anonymen Alkoholiker in der Arbeitszeit zu besuchen, um sie so bestmöglich zu unterstützen und einem möglichen Rückfall vorzubeugen.

Zusammenfassend erscheint es wichtig, dass Unternehmen präventiv darauf achten, dass ihre Gesprächskultur einen offenen Umgang mit der Thematik rund um Belastungen erlaubt. Weiters erscheint es auch sinnvoll, durch Tools, wie zum Beispiel dem Fehlzeitenmonitoring der fit2work-Betriebsberatung, auf mögliche gesundheitliche Problemstellungen rechtzeitig aufmerksam zu werden. In Fällen, wo suchtkranke Personen nach einem Entzug wieder arbeiten wollen, bietet die WIETZ eine Möglichkeit für einen geregelten Wiedereinstiegt – bestenfalls unterstützt durch flankierende Maßnahmen wie z.B. einer Analyse Belastungssituationen im Arbeitsumfeld gemeinsam mit der oder dem fit2work-Beauftragten.

 

Weiterführende Links:

fit2work

Dialogwoche Alkohol

Arbeiterkammer

 

fit2work

Mag.a Sandra Hinterlechner | Projektassistenz und Öffentlichkeitsarbeit fit2work | sandra.hinterlechner@wien.fit2work.at | Hotline 0800 500 118 | www.fit2work.at

Mag. Martin Madlmayr | Stv. Projektleitung fit2work-Personen- und Betriebsberatung | martin.madlmayr@mitte.fit2work.at | Hotline 0800 500 118 | www.fit2work.at