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BGF in alternden Gesellschaften

Betriebliche Gesundheitsförderung in alternden Gesellschaften: Zur Bedeutung des Betrieblichen Übergangsmanagement. Bedingt durch den demografischen Wandel verändern sich in den kommenden Jahren die Altersstrukturen in Unternehmen stark in Richtung älterwerdende Belegschaften. Diese Veränderung geht mit Herausforderungen sowohl für Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen einher, wie z.B. mit Fragen der Arbeitsorganisation und der Wirtschafts- und Konkurrenzfähigkeit oder mit Fragen der Arbeitsbewältigungsfähigkeit, der Arbeitsleistung, aber auch Fragen von Gesundheit und Wohlbefinden.

Gesundheit zählt zu einem zentralen Faktor für die (frühzeitige) Pensionierung. Aber auch die Qualität der Arbeitsbedingungen beeinflusst den Zeitpunkt des Pensionsantritts. Nicht zuletzt kann die Übergangszeit vom Erwerbsleben in den Ruhestand mit gesundheitlichen Auswirkungen verbunden sein. Insgesamt handelt es sich beim Übergang um eine kritische Lebensphase, insbesondere für Menschen mit geringem sozioökonomischem Status oder geringen sozialen Unterstützungsressourcen (z. B. Familie, Freunde), für chronisch Kranke (z. B. Personen mit Erwerbsminderung), aber auch für Personen, die unfreiwillig und unvorbereitet in Pension gehen (müssen) sowie für jene, die eine hohe Berufsbindung haben.

Bei der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) handelt es sich um eine Unternehmensstrategie, die darauf abzielt, Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen, die Gesundheit der Beschäftigten und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu stärken (Blattner and Mayer, 2018). Durch Einhaltung von Qualitätskriterien der BGF lassen sich positive Effekte sowohl für Unternehmen als auch für Beschäftigte erzielen. 

Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft bzw. von älterwerdenden Beschäftigten bietet sich daher eine Schwerpunktsetzung auf Altersfreundlichkeit am Arbeitsplatz und Betriebliches Übergangsmanagement an. Zu ihren Grundwerten zählen beispielsweise Anerkennung und Respekt gegenüber älteren bzw. älterwerdenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Fairness und Chancengleichheit in Personalprozessen sowie unterstützende Beziehungen. Dazu beigetragen werden kann beispielswiese durch 

  • Nutzung von Kompetenzen, Karriereentwicklung, Bereicherung der Arbeit von älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,

  • gezielte Förderung von Gesundheit, Arbeitsplatzdesign, Fort- und Weiterbildung,

  • Neugestaltung des Arbeitsplatzes, Versetzung, selbstbestimmte Arbeitsgestaltung oder

  • flexible Arbeit bzw. Arbeitszeit, geringeres Arbeitspensum.

Der Fonds Gesundes Österreich baut auf diesen Grundlagen auf und unterstützt österreichische Betriebe seit 2023 mit einem eigenen Förderschwerpunkt „BGF und Betriebliches Übergangsmanagement“ (BÜGM). Dieser verfolgt das Ziel, „(…) Übergänge in den späteren Berufsphasen und insbesondere den Übergang vom Erwerbsleben in die Pension mit den Beschäftigten, dem Betrieb und der Gesellschaft befriedigend meisterbar zu machen“ (Baier and Gruber, 2021). Die praktische Umsetzung des BÜGM fokussiert dabei auf die Planungen und Handlungen in späteren Erwerbsphasen. Dabei ist neben der aktiven Einbindung von Betroffenen und betrieblichen Entscheidungsträgerinnen und -trägern (z. B. Personalabteilung, Präventivdienste, Interessenvertretung, Führungskräfte) auch die Ableitung von jeweils unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten notwendig. Bedarfsorientierte Maßnahmen und laufendes Monitoring für Gesundheit und Arbeitsfähigkeit und eine Integration in bestehende Managementprozesse werden empfohlen. Eine arbeitsbiografische Reflexion mit Betroffenen, ein wertschätzender und -schöpfender Wissenstransfer (z. B. Tandem-Modelle, Mentoring-Programm, Wissenslandkarte/-baum), eine altersgerechte Laufbahngestaltung (z. B. Zukunftsgespräche, Silber-Karriere) und Arbeitsgestaltung (z. B. Arbeitsfähigkeitscoaching) wie auch eine altersgerechte Führungs- und Organisationskultur (z. B. spezifische Kompetenzen zur Führung in Übergangsphasen, anerkennende Führungs-Mitarbeiter:innen-Gespräche) sollten eine wichtige Rolle einnehmen.

Durch die Ausrichtung auf Organisationsentwicklung bzw. -kultur hat der Ansatz auch eine generationenübergreifende Wirkung, z. B. dass der Übergang in die nachberufliche Phase als positives Unternehmens- und Lebensereignis empfunden wird. Die qualitätsgesicherte Umsetzung trägt sowohl zur Arbeitsplatz- und Beschäftigungsqualität von älteren Menschen wie auch zur Verringerung von Vulnerabilität und Steigerung von Chancengerechtigkeit beim kritischen Lebensereignis – d. h. dem Übergang in Pension bzw. in die nachberufliche Lebensphase – bei.

Link zum Förderschwerpunkt des Fonds Gesundes Österreich: https://fgoe.org/foerderprogramme_bgf.

 

Fonds Gesundes Österreich

Dr. Gert Lang | Gesundheitsreferent | gert.lang@goeg.at

Bei dem Text handelt es sich um eine stark gekürzte Fassung von Braunegger-Kallinger G, Lang G, Ramelow D, Winkler P (2024) Gesundheitsförderung in alternden und faireren Gesellschaften: Zeitgemäße Ansätze für Betriebe und Gemeinden. WISO. Wirtschafts- und sozialpolitische Zeitschrift 47:51-68. https://www.zeitschriftwiso.at/ausgaben/alle-bisherigen-hefte/magazine-detail/32024.