"Gesundheit im Betrieb" spart Kosten - für alle!

"Gesundheit im Betrieb" spart Kosten – für Betriebe, Beschäftigte und Gesellschaft. 9,9 Mrd. Euro an Kosten fallen in Österreich jährlich aufgrund der Folgen von arbeitsbedingten Erkrankungen und Arbeitsunfällen an. Diese Kosten werden von Betrieben, Beschäftigten und dem Sozialsystem gemeinsam getragen.

Betroffene schleppen Folgekosten oft ein Leben lang mit, da sich Berufskrankheiten bzw. arbeitsbedingte Erkrankungen oder Arbeitsunfälle langfristig auf die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit auswirken können. Arbeitsunfälle kosten jährlich um die 1,8 Mrd. Euro, arbeitsbedingte Erkrankungen mit 8,1 Mrd. Euro ein Vielfaches, wovon 20 % allein auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurückzuführen sind (vgl. WIFO 2020: Die Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen und Unfälle in Österreich).

Kosten-Beispiel: Unfall eines Malers

Folgendes fiktives Beispiel verdeutlicht, welche versteckten Kosten ein Arbeitsunfall mit sich bringen kann: Stellen Sie sich einen Malerbetrieb mit Spezialisierung auf Fassadenrenovierungen vor. Der Betrieb hat 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Auftragsbücher sind voll. Im Oktober, vor dem Wintereinbruch, sind noch einige dringende Aufträge zu erledigen. Herr Mayer, ein langjähriger Mitarbeiter, verunfallt bei einem dieser Jobs. Kurz vor Feierabend und bei ungünstiger Witterung stürzt er von 5 Metern Höhe von einer Leiter ab, erleidet ein mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma und einige Frakturen. Herr Mayer wird von der Rettung in ein Unfallkrankenhaus gebracht und dort mit allen geeigneten Mitteln behandelt. Die Kosten für die Unfallheilbehandlung und für Einkommensersatzleistungen (z. B. Rentenzahlungen, Entgeltfortzahlungszuschuss) trägt in Österreich das Sozialsystem – die AUVA – und in diesem konkreten Fall summieren sie sich auf 45.300 Euro.

Der verunfallte Maler muss 2 Monate in Krankenstand gehen. Danach ist er froh, dass er wieder halbwegs arbeitsfähig ist. Vollkommen einsatzfähig ist Herr Mayer aber leider noch nicht. Er kann aufgrund einer eingeschränkten Schulterfunktion seinen rechten Arm nicht zur Gänze ausstrecken. Er besucht weiter Therapien, um wieder den Gesundheitszustand von vor dem Unfall zu erreichen. Die Lebensqualität des Verunfallten verschlechtert sich, einen Teil der Therapiekosten muss er selbst bezahlen und sein Einkommen schmälert sich. Betroffene haben mit 60% Anteil die größte Last an Folgekosten zu tragen. (vgl. WIFO 2020)

Den Betrieb schmerzt der Ausfall seines erfahrenen Mitarbeiters sehr. Der Chef muss sich um einen Ersatzmitarbeiter umsehen und diesen einschulen, gleichzeitig ist er gesetzlich verpflichtet, das Entgelt von Herrn Mayer weiterzuzahlen. Durch die Reorganisation und die Unfallfolgen sind auch noch unvorhersehbare Kosten entstanden: Aufträge müssen gecancelt werden. 7.600 Euro an direkten Folgekosten sind dem Malerbetrieb aufgrund dieses unglücklichen Vorfalls entstanden.

Die stornierten Aufträge und der auch dadurch drohende Imageschaden innerhalb sowie außerhalb des Betriebes verursachen weitere indirekte Kosten, die nur schwer messbar sind. Die Zufriedenheit der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leidet, denn sie müssen u. a. den Ausfall kompensieren, und das Umfeld sowie die Kundschaft bekommt mit, dass es Probleme in dem alteingesessenen Unternehmen gibt.

Wie wirkt Prävention im Betrieb aus wirtschaftlicher Sicht?

Statistisch betrachtet passieren in Österreich allein in der Baubranche täglich vier Absturzunfälle. Werden Arbeitsunfälle durch eine sicherheitsbewusste Unternehmenskultur – durch geeignete präventive Maßnahmen – verhindert, so ersparen sich Betriebe in Österreich jährlich gewaltige Beträge. Laut einer Schätzung der AUVA entstehen Betrieben jährlich 300 Mio. Euro an Kosten allein für Arbeitsunfälle. Arbeitsbedingte Erkrankungen und Berufskrankheiten sind darin noch nicht berücksichtig, denn aufgrund der hohen Dunkelziffer sind deren Folgekosten schwer zu erfassen. Im Vergleich zu Arbeitsunfällen wird die Kostenlast von arbeitsbedingten Erkrankungen und Berufskrankheiten jedoch auf das 4,5-Fache geschätzt. (vgl. WIFO, 2020)

Der Return on Prevention bringt es auf den Punkt!

International gesehen beträgt das durchschnittliche Kosten-Nutzen-Verhältnis von Investitionen in präventive Maßnahmen im Betrieb 2,2. Das bedeutet, dass durchschnittlich jeder in Prävention investierte Euro dem Betrieb langfristig 2,2 Euro an Nutzen (Return on Prevention) zurückbringt. Wie das geht? Prävention wirkt wie ein „Schutzschild“, der auch unvorhersehbare Kosten abfedert und für eine gesunde Unternehmenskultur im Betrieb sorgt, die sich wiederum positiv auf die Zufriedenheit der Beschäftigten und das Image des Betriebes auswirkt.

Datenquelle: Unfallfolgekostentool der AUVA, Unfalldaten aus dem Jahr 2019, statistik@auva.at

 

Allgemeine Unfallversicherungsanstalt

Stefanie Wunderl, MSc | Expertin für Ökonomie | stefanie.wunderl@auva.at