f2w: Welche Rolle spielt die Resilienz der Beschäftigten bei der Prävention von Krankenständen?
A: Resiliente Beschäftigte können besser mit Stress, Druck oder Veränderungen im Unternehmen umgehen und entwickeln Strategien, um Herausforderungen gesund zu bewältigen. Das Risiko für psychische und stressbedingte Erkrankungen, die mittlerweile zu den häufigsten Ursachen für Fehlzeiten gehören, wird minimiert und die Anfälligkeit für psychosomatische Beschwerden wird stark verringert.
f2w: Wie können Unternehmen Resilienz fördernde Maßnahmen verankern, um langfristig Fehlzeiten zu reduzieren?
A: Die Förderung von Resilienz ist ein wirkungsvoller und wirtschaftlich sinnvoller Bestandteil der betrieblichen Gesundheitsförderung. Resilienz ist erlernbar und lässt sich trainieren, durch gezielte Maßnahmen kann die psychische Widerstandskraft messbar verbessert werden. Resilienzförderung soll nicht punktuell, sondern als Teil der Unternehmenskultur gedacht werden – es braucht Raum für Erholung, psychologische Sicherheit und Wertschätzung.
f2w: Was sind typische Signale im Arbeitsalltag, die auf ein erhöhtes Risiko für stressbedingte Ausfälle hindeuten?
A: Frühwarnzeichen für Überlastung sind zum Beispiel
- Verhaltensänderungen (Rückzug, Gereiztheit etc.)
- Leistungsabfall (Konzentrationsprobleme, häufige Fehler, etc.)
- Vermehrte Fehlzeiten (kurze, häufige Krankmeldungen, etc.)
- Soziale Anzeichen (Konflikte im Team, nachlassende Kommunikation, etc.)
- Physische Symptome (Erschöpfung, Schlafstörungen, etc.)
f2w: Wie kann das Unternehmen hier frühzeitig gegensteuern?
A: Frühzeitige Prävention und ein Gegensteuern sind entscheidend. Anonyme Feedback-Tools, regelmäßige Pulsbefragungen oder kurze psychische Gefährdungsbeurteilungen helfen, Trends früh zu erkennen. Wer achtsam hinschaut und aktiv auf erste Signale reagiert, kann Ausfälle verhindern. Ein gesundes Arbeitsumfeld entsteht durch echte Aufmerksamkeit.
Wichtig ist auch, dass Führungskräfte sensibilisiert werden. Sie sollen in der Lage sein, erste Belastungssignale im Team zu erkennen und wertschätzend anzusprechen. Schulungen zu gesundem Führen, Feedbackkultur und Gesprächsführung sind hier ebenfalls von Bedeutung.
f2w: Inwiefern unterstützt BGM und eine resilienzorientierte Unternehmenskultur die erfolgreiche und nachhaltige Rückkehr von Mitarbeitenden nach längerer Krankheit?
A: Es schafft die nötigen Voraussetzungen dafür, dass Beschäftigte nach einer längeren Erkrankung nicht nur schnell zurückkehren, sondern auch nachhaltig integriert werden – sowohl gesundheitlich als auch sozial und fachlich. Dies ist möglich durch:
Wertschätzung statt Stigmatisierung: Rückkehrende werden nicht „abgestempelt“, sondern willkommen geheißen. Das reduziert Ängste und Schamgefühle und fördert das Vertrauen.
Individuelle Wiedereinstiegsmodelle: Statt starrer Rückkehrprozesse gibt es flexible Lösungen: z. B. stufenweise Wiedereingliederung. Das hilft, Überforderung zu vermeiden und ermöglicht einen stabilen Re-Start.
Gesprächsbereite Führungskräfte: Führungskräfte, die geschult sind, auf Augenhöhe und mit Einfühlungsvermögen zu kommunizieren, können Rückkehrprozesse aktiv begleiten.
Gesunde Teamkultur: Eine resilienzorientierte Kultur fördert ein Umfeld, in dem alle Beschäftigten achtsam miteinander umgehen und Belastungen gemeinsam tragen.
f2w: Welche Best Practices aus Ihrer Erfahrung zeigen, dass Resilienzförderung im BGM nicht nur Ausfälle verringert, sondern auch die Rückkehrbereitschaft und -fähigkeit verbessert?
A: In unseren (teilweise noch sehr jungen) Gesundheitsbetrieben arbeiten wir intensiv an Gesundheitsprävention und Resilienzförderung für unsere Beschäftigten zur Vermeidung von Ausfällen. Es gibt aber auch schon Rückkehrprozesse, die ich begleiten durfte.
Begleitende Gespräche, aktives Zuhören, das Ernstnehmen der Sorgen/Ängste und die individuellen Lösungen haben Positives bewirkt. In meinen Erfahrungen war weniger die fehlende Rückkehrbereitschaft, sondern eher die Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes vorherrschend. Die Stärkung durch die Sicherung des Arbeitsplatzes hat dann wesentlich zum Gesundungsprozess beigetragen und das Verhältnis zwischen den Beschäftigten und den Unternehmen enorm gestärkt. Durch angepasst Arbeitsplätze, individuelle Arbeitszeitmodelle und stufenweise Wiedereingliederung konnten wir diese Rückkehrprozesse aktiv unterstützen.
f2w: Was möchten Sie Unternehmen mit auf den Weg geben, die Resilienz ernsthaft fördern wollen?
A: Mit jeder neuen Situation zeigt sich, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen, Prävention und Resilienzförderung für das gesamte Team sich mehr und mehr in unserer Unternehmenskultur festigen. Wir haben diesbezüglich auch unser Leitbild überarbeitet, um diesen Werten mehr Gewicht zu verleihen.
Mein Motto lautet aber außerdem: Noch wichtiger als ein gutes Leitbild ist ein gutes Vorbild.
Mag.rer.soc.oec. Ursula Gruber ist seit 2017 im Primärversorgungsmanagement für PVE in OÖ, S, NÖ und Wien tätig. Im PVZ „Die Ennser Hausärzte“ trägt sie als Geschäftsführerin die Verantwortung für die wirtschaftlichen und personellen Belange.
Die BGM-Standortbestimmung zeigt, wo noch Potenziale im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in Ihrem Unternehmen liegen könnten. Nutzen Sie die BGM-Standortbestimmung als Chance, um gezielt Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz und Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu entwickeln!
Gleich Termin vereinbaren: info@bmg.orientierung.at.