Fragen an Herrn Präsident Andreas Spechtenhauser – Verband Österreichischer Sicherheits-Experten (VÖSI)
Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wesentliche Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens. Wie sehen Sie das als Sicherheitsfachkraft? Können Sie uns ein Beispiel aus der Praxis nennen, wie Sicherheitsfachkräfte dazu beitragen können?
Eines der elementarsten Themen in Bezug auf Gesundheit ist wohl das große Thema der gefährlichen Arbeitsstoffe. Gerade wenn es um die Substitution von CMR-Stoffen und das Verringern der Mitarbeiter:innenexposition geht, sind Sicherheitsfachkräfte in den Betrieben gefragt. Aktuell am Beispiel der Isocyanate gut zu sehen, dass hier noch Aufklärungsarbeit in den Unternehmen stattfinden muss. Aber auch klassische Gesundheitsthemen, wie ergonomische Haltung und damit verbundener Bewegungsausgleich kann langfristig gesehen die Gesundheit der Mitarbeiter:innen fördern und von Sicherheitsfachkräften unterstützt werden.
Welche Bedeutung hat der demografische Wandel, insbesondere die Überalterung der Gesellschaft, sowie die zunehmende Digitalisierung der Arbeitsprozesse für die Aktivitäten einer Sicherheitsfachkraft? Inwiefern haben sich die Aufgaben der Sicherheitsfachkräfte in den letzten Jahren verändert?
Man wird in den kommenden Jahren nicht um die Implementierung von KI in den Arbeitsprozess herumkommen. Auf der einen Seite muss man überlegen, wie man sich mit Hilfe von KI den täglichen Arbeitsprozess erleichtern kann, aber auch die digitalen Medien kritischer hinterfragen. Eine Chance auch für Junge, sich in die Arbeitswelt einzubringen. Es gibt einen Wandel, dass man nicht nur mehr „von den Alten lernt“, sondern alle Altersgruppen ihre Stärken einbringen können (Alt = Erfahrung und Jung = digital versiert).
Welche inhaltlichen Tätigkeiten umfasst die Betreuung durch eine Sicherheitsfachkraft im Betrieb? Welche Leistungen bieten Sie den Unternehmen konkret an?
Wir sind Berater:innen der Geschäftsführung, sprich der verantwortlichen Arbeitgeber, und unterstützen diese bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Dienstnehmer:innen im Sinne des Bundesgesetzes.
Wo sehen Sie Anknüpfungspunkte zwischen der Tätigkeit als Sicherheitfachkraft und dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement?
Betriebliches Gesundheitsmanagement geht Hand in Hand mit den Tätigkeiten von Präventivfachkräften. Von den drei Handlungsfeldern des BGM richtet sich das Handlungsfeld der „Arbeitssicherheit“ konkret an Sicherheitsfachkräfte und beim „Betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement“ sollten die Arbeitsmediziner:innen mit einbezogen werden. Damit kommt man beim BGM nicht um eine enge Zusammenarbeit herum.
Wie kann es gelingen, die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure im Betrieb im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements weiter zu stärken?
BGM ist vielschichtig und muss für Betriebe individuell in Zusammenarbeit mit allen Akteuren aufgesetzt und getrieben werden. Vor allem für externe Sicherheitsfachkräfte ist es nicht immer einfach, Einblick in die tägliche Arbeit der Beschäftigten zu bekommen, da kann der Gesundheitszirkel wertvollen Input an Sicherheitsfachkräfte liefern, der auch die Qualität der Arbeitssicherheit erhöht.
Was ist aus Sicht der Sicherheitsfachkräfte erforderlich, um die Sicherheit und Gesundheit in Betrieben aller Größen und Branchen in Österreich zu verbessern? Welchen Beitrag kann das Betriebliche Gesundheitsmanagement dazu leisten?
Mit einer BGM-Zertifizierung verpflichten sich die Unternehmen zu einer steten Verbesserung in den Bereichen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Damit werden auch kleine und mittelständische Betriebe motiviert, mehr Fokus auf diese Themen zu legen. Gerade in der aktuellen Arbeitswelt mit Fachkräftemangel sind solche Zertifikate eine Aushängeschild für Unternehmen. Ich denke, dass es vor allem jungen Mitarbeiter:innen wichtig ist, den Ausgleich zwischen Arbeitswelt und Privatleben zu gewährleisten und BGM trägt dazu bei. Damit lukriert man einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen, wenn es um Mitarbeiter:innenbindung geht. Keiner möchte mit kaputten Gelenken, Burnout oder anderen arbeitsbedingten Erkrankungen ein Unternehmen verlassen und jedem Unternehmen sollte es ein Anliegen sein, seine Mitarbeiter:innen gesund und fit zu halten um damit Krankenstände und Mitarbeiter:innenfluktuation zu minimieren. In großen Unternehmen gehört BGM „zum guten Ton“.
Herzlichen Dank für das Interview!